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Jörg Tessnow berichtet am 16. März 2015 im Berchtesgadener Anzeiger über das Jubiläumsfest der Berchtesgadener Tafel:

Zehn Jahre im Dienst der Hilfe

Jubiläumsfeier der »Berchtesgadener Tafel« – 80 Haushalte nehmen das Angebot in Anspruch

Berchtesgaden – Die »Berchtesgadener Tafel« wurde am 15. Januar 2005 ins Leben gerufen. Am Freitagabend konnte das 10-jährige Bestehen des Vereins gefeiert werden. Neben den Ehrenamtlichen waren viele Vertreter aus den Gemeinden, der Kirche und der Politik in den festlich geschmückten Saal der St.-Andreas-Pfarrei gekommen, um die Arbeit des Vereins zu würdigen. Eduard Landes und sein Team resümierten das Schaffen und die Bedeutung der gemeinnützigen Einrichtung.

Entstanden aus einer Überschussgesellschaft ist die Tafel die größte sozial-solidarische Einrichtung seit den 90er-Jahren. Wichtigstes Kapital der gemeinnützigen Organisation sind die ehrenamtlich Tätigen. Eine gut geführte Öffentlichkeitsarbeit und eine Bilanz, die sich sehen lassen kann, all das hat die Berchtesgadener »Tafel« vorzuweisen.

Mitarbeiter Lorenz Heiss betrat als erster Dankesredner das Podium und eröffnete die Jubiläumsfeier. In seiner typischen Art trug Heiss das Gedicht der »Zwoa Händ’« in Mundart vor und leitete stilvoll den umfassenden Rückblick der Vereinsgeschichte ein. Danach übernahm Eduard Landes das Mikrofon. »Ohne den überwältigenden Beistand vieler und die aufopferungsvolle Mitarbeit hätte ich meine Arbeit nie so umsetzen können«, stellte er gleich zu Beginn ergriffen klar. Pfarrer Bernhard Bielasik, der den erkrankten Thomas Frauenlob vertrat, ließ die Bescheidenheit des 1. Vorsitzenden so aber nicht stehen. »Ihr Nachfolger tritt in große Fußstapfen«, begann er seine Laudatio und brachte es mit seiner Rede über das Schaffen von Eduard Landes auf den Punkt: »Ihr Wesen wird für immer über der >Tafel< schweben.« Auch die Kreisvorsitzende des Berchtesgadener Lands, Michaela Kaniber, ergriff das Wort. »4 Milliarden Euro sind heuer für Sozialausgaben veranschlagt worden. Ich wünsche, dass wir uns in zehn Jahren wiedersehen und von gleichen Erfolgen berichten können«, so Kaniber.

Mit einem persönlichen Rückblick wandte sich Altbürgermeister Rudolf Schaupp an die Ehrenamtlichen und geladenen Gäste. »Die ersten Gespräche im Herbst 2004 über die Einrichtung einer Berchtesgadener Tafel habe ich noch in sehr guter Erinnerung. Als ich noch drüben in der Amtsstube saß, war ich damals schon davon überzeugt, dass hier etwas ganz Großes entsteht«, sagte Schaupp.

Dem schloss sich auch Marktbürgermeister Franz Rasp an und würdigte Eduard Landes für seinen herausragenden Einsatz für die Gemeinde. Rasp brachte auch eine bekräftigende Botschaft mit und nahm Bezug auf die aktuelle Situation der zu erwartenden einhundert Asylbewerber in Schönau am Königssee. »Wir werden die Hundert schaffen«, verkündete er mit Zuversicht und Entschlossenheit. »Wir werden uns der zukünftigen Herausforderung stellen, auch wenn die Arbeit schwer wird«, so Rasp weiter und überreichte Landes ein Gemeindegeschenk.

Mit Unterstützung von Günther Kühlewind hielt Eduard Landes einen informativen Vortrag über die Einrichtung der Tafeln und deren Umsetzung in Berchtesgaden.

Die Chronologie der Berchtesgadener »Tafel«

»Am 15. Januar 2005 konnten wir zum ersten Mal eine Lebensmittelvergabe in die Tat umsetzen. Zehn Tage später kam es zur Vereinsgründung«, begann Landes mit der Chronologie. »Die Berchtesgadener Tafel«, fuhr er fort, »ist eine von rund 900 im gesamten Bundesgebiet. Woche für Woche nutzen über 1,5 Millionen Menschen ihr Angebot. Aktuell nehmen in Berchtesgaden 70 bis 80 Haushalte die »Tafel« in Anspruch, das heißt, für rund 160 Menschen verteilen wir an wirtschaftlich Benachteiligte Lebensmittel, um deren schwierige Zeit zu überbrücken.«

Eine Idee, von der nicht nur die Bedürftigen, sondern auch Unternehmen und Umwelt profitieren. Allein die Menge der jährlich in den Müll landenden Lebensmittel-Überproduktionen in Deutschland ergäben einen Lkw-Konvoi von Berlin nach Peking, so Landes. Das Hilfsangebot der »Tafel« beinhaltet aber noch erheblich mehr, als nur die Lebensmittelausgaben. Im Umfang der Tätigkeit werden die aufwendigen Zubereitungen von Bringdiensten, eine Kleiderkammer und Sammelfahrten, die Vermittlung von Möbeln und Fahrrädern organisiert. »Auch können wir unterstützende Hilfe zu Installationsfirmen herstellen. Ebenso breit ist die Palette unserer gemeinnützigen Veranstaltungseinrichtungen.« Adventsfeiern, Osterfeiern, Erntedank oder Weihnachtspäckchen für Tafelkinder werden für die Hilfsbedürftigen gestaltet. »Für den aufopferungsvollen Einsatz sind vier Teams eingerichtet. Diese leiten Ursel Tapetto, Gerlinde Rampeltshammer, Berta Berthold und Susanne Radmann.« Oft fragten die Bedürftigen selbst, wie sie der Tafel wieder etwas zurückgeben könnten. »So haben sie zum Beispiel gekocht oder halfen Neulingen bei der Integration«, ergänzt Landes. Zum Abschluss seiner Rede wies er nochmals auf die Unterstützung der 2. Vorsitzenden Ursel Tapetto hin, ohne die er alles nicht hätte bewerkstelligen können.

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Der scheidende 1. Vorsitzende der Berchtesgadener Tafel,
Eduard Landes, und dessen Stellvertreterin Ursel Tapetto.
(Foto: Tessnow)

Ehrenurkunden und Unterstützung

Das weitere Veranstaltungsprogramm übernahm Rosemarie Schmidlechner, von der Eduard Landes sagte, sie sei die Mutter der Tafel. Schmidlechner verlieh die Urkunden an die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die seit Beginn immer noch ihren Dienst der Tafel zur Verfügung stellen. Ihr Dank richtete sich an Belinda Heimann und ihr 13-köpfiges Azubi-Team des »Intercontinental Berchtesgaden Resort« sowie das Hotel »Grünberger« und überreichte allen orangefarbene Rosen. Selbst dieses Team arbeite anlässlich des Festabends für den kompletten Service, den Aufbau und die Bewirtung in ehrenamtlicher Mission.

Mit Wolfsbarsch, Gulasch, Tafelspitz, Hähnchenbrüsten und Desserts wurden abschließend die Gaumen der Gäste verwöhnt. Mit einem dezenten Klavierspiel rundete Simon Bauer den festlichen Rahmen ab.

Jörg Tessnow

Bilder vom Tafeljubiläum finden Sie hier.