Gegen die Dunkelheit der Zeit
Advents-Feier der „Berchtesgadener Tafel“ (8.12.2012)
Berchtesgaden – Dass es in unserem Land „Tafeln“ gibt, ist eine Katastrophe; gäbe es die „Tafeln“ nicht, wäre es eine Katastrophe. Mit diesem Satz beschreibt Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung die schwierige Situation der „Tafeln“, die einerseits dem Staat die Fürsorgepflicht abnehmen und damit sozial ungerechte Strukturen festschreiben; die andererseits aber durch ihr Engagement helfen, wo Hilfe gebraucht wird und zudem dem Wahnsinn der Lebensmittel-Vernichtung etwas entgegensetzen. Für dieses „Andererseits“ hat sich auch die „Berchtesgadener Tafel“ entschieden, die zu den Jahresfesten außerdem noch besondere Aktionen für ihre Tafel-Gäste organisiert – und Ende November nun schon im achten Jahr auch einen gemeinsamen Adventsnachmittag für Ehrenamtliche und Tafel-Gäste.
Die Feier stand in diesem Jahr unter dem Motto „Wenn ich wirklich höre, lass ich mich berühren; wenn ich wirklich schaue, ändert sich mein Blick.“ (Arunga Heiden) Und dass sich wirklich etwas ändern kann, wenn man nicht wegsieht, sondern sich auf Menschen und Situationen einlässt, das zeigte sich an diesem Adventsnachmittag aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Dann finden sich trotz der meist eher hektischen „staaden Zeit“ viele Ehrenamtliche, die alle Vorbereitungen und das Schmücken übernehmen für den festlichen Rahmen, die sich in der Küche engagieren oder Dankeszweige mit den Tafel-Gästen basteln. Dann spendet der Nationalpark die frischen Daxen, so dass grüne Zweige und brennende Lichter dazwischen die Besucher empfangen und auf die Feier einstimmen. Und der Ramsauer Familienkreis stellt wieder liebevoll Nikolaus-Säckchen für die Tafel Kinder zusammen.
Eduard Landes freute sich deshalb sehr, dass so viele Tafel-Gäste und Ehrenamtliche gekommen waren, um gemeinsam einen besinnlichen Nachmittag zu erleben. Er begrüßte herzlich die Bürgermeister Franz Rasp, Franz Halmich, Herbert Gschoßmann und Bartl Mittner, die beiden Pfarrer Peter Schulz und Christian Gerstner sowie die „Gründungsmutter“ der Tafel, Rosmarie Schmidlechner. Und er dankte dem Hausherrn Dekan GR Peter Demmelmair für das Vertrauen, die so gut geeigneten Räumlichkeiten in St. Andreas benützen zu dürfen. Bürgermeister Rasp sprach im Namen seiner Kollegen ein berührendes Grußwort: Er wisse, wie viel gute Arbeit bei der Tafel geleistet würde. Doch am wichtigsten erschiene ihm, dass hier alle einfach gleich seien. Und so sehe er es auch als symbolisch an, dass die Tafel-Räumlichkeiten gerade im Rathaus untergebracht seien. Denn das Rathaus sei ein Dienstleistungsbetrieb, in dem ebenfalls alle gleich seien und in dem nicht nach dem Kontostand unterschieden würde. Rasp dankte zum Schluss mit einer Spende und wünschte allen Feiernden noch genügend Zeit zum Reden.
Und die wurde ausgiebig genutzt – genauso wie das feine Büffett. Die Kuchen und bunten Platten dazu wurden von Ehrenamtlichen gespendet oder von Jugendlichen des CJD-Asthmazentrums Buchenhöhe gebacken und auch serviert. Diese hatten zuvor unter Leitung ihrer Lehrerinnen Renate Däuber und Rosmarie Dörp und im Rahmen eines HSB-Projekts (Hauswirtschaft Sozialer Bereich) an fünf Ausgabe-Samstagen die Tafel schon kennen gelernt. Damit die Erwachsenen sich aber in Ruhe unterhalten konnten, durften die Kinder in der Zwischenzeit mit Ruth Landes und zwei Freundinnen in den Tafel-Räumen nach Herzenslust Plätzchen backen.
Die Untersteiner Stubnmusi brachte auch in diesem Jahr wieder adventliche Weisen als Geschenk mit und sorgte so für die festliche Atmosphäre. Und zwei Tafel-Gäste bedankten sich noch ganz besonders mit eigenen Versen bei den Ehrenamtlichen. So konnte dieser Nachmittag wunderbar auf den Advent einstimmen. Es war ein gutes gegenseitiges Hören und Zuhören, eine in Ruhe und Feststimmung erlebte Gemeinschaft – und eine Ermutigung, mit der leider dringend nötigen Tafel-Arbeit weiter zu machen.
UKw